Ute Günkel-Maschek Mag. phil. - Thema der Dissertation

 

Raumbilder – Bilderleben. Zur Konstruktion von Lebenswelten in der Ägäischen Bronzezeit

Bilder und Räume konstituieren seit jeher die Lebenswelt einer jeden Kultur. Sie werden von ihr geschaffen, um das kulturelle und soziale Leben, das sich in und mit ihnen abspielt, den kulturspezifischen Vorstellungen und Ideen, Bräuchen und Gewohnheiten entsprechend zu umgeben, zu begleiten und zu bestimmen. Das faszinierende Zeugnis eines solchen Systems von Räumen und Bildern hat die minoische Kultur des bronzezeitlichen Kreta hinterlassen. Die ‚Neupalastzeit’ stellt die ‚Blütezeit’ dar, in der den ‚Palästen’, Stadthäusern und ländlichen Anwesen sowie den bildlichen Darstellungen auf Objekten ein gemeinsames, räumliches und visuelles ‚Konzept’ zugrunde liegt, welches die vorherrschenden und identitätsstiftenden Vorstellungen und Ideologien der Kultur bzw. ihrer ‚Elite’ in den gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen und kultisch-religiösen Aktivitäten verallgegenwärtigt.
Als Räume der minoischen Bronzezeit werden die durch architektonische Strukturen oder von der Natur gestalteten Innen- und Außenräume sowie die dadurch entstehenden urbanistischen, kultisch-religiösen, (land-)wirtschaftlichen, öffentlichen, privaten und sozial-hierarchisch geprägten Räume definiert, innerhalb derer sich das kulturelle und soziale Leben abspielte. In enger Interdependenz mit diesen stehen die Bilder der minoischen Kultur, die an den Wänden diverser Räume in den ‚Palästen’, Stadthäusern und ländlichen Anwesen sowie auf zahlreichen weiteren Bildträgern eine Vorstellung davon geben, wie intensiv die Minoer der ‚Neupalastzeit’ ihre Räume mit Bildern und den ihnen innewohnenden symbolischen, narrativen und normativen Bedeutungen ‚belebten’.
Durch das Schaffen von Räumen und Bildern gestalteten sich die Minoer ein adäquates Umfeld und sinnvolle Kommunikationsmittel für ihre kulturellen und sozialen Handlungen. Im Dissertationsprojekt mit dem vorläufigen Titel „Raumbilder – Bilderleben. Zur Konstruktion von Lebenswelten in der minoischen Bronzezeit“ soll dieses komplexe System von Räumen und Bildern erfasst, systematisch aufgeschlüsselt und auf die ihm zugrunde liegenden kulturellen und sozialen Lebensformen zurückgeführt werden. Ziel ist es, das kulturelle und soziale ‚Konzept’ zu verstehen, auf dem dieses System basiert. Denn nur ein Verständnis dieses ‚Konzeptes’ kann es ermöglichen, das Wesen und die Eigenart der minoischen Kultur zu begreifen.

Betreuer: Prof. Dr. Diamantis Panagiotopoulos; Prof. Dr. Joseph Maran

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 19.05.2009
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